Wenn man in Roses Zimmer rein kommt, wird man förmlich von der friedlichen Aura erfasst, die hier herrscht. Sanftes Ocker geht fließend in Orange oder Beige über und auch die Möbel passen perfekt in das Zimmer. Die gemütliche Couch, der Fernseher und das große einladende Bett sind alles Dinge, die sie sich mit der Zeit auf der Akademie verdient hat.
Sie lies die Tür hinter sich ins Schloss fallen und setzte Abby in dem kleinen Sessel vor ihrem Fernseher ab. Dann lies sie sich auf das Bett fallen. Sie hatte sich jahrelang für niemanden auf der Akademie auch nur ansatzweise richtig interessiert. Höchstens Serena hatte sie noch als Freundin angesehen, doch die war irgendwie zu fast jedem Nett. Und dann hatte Alex sie angequatscht und sie hatte sich gleich in ihn verliebt. Seltsam, was das Schicksal so alles mit sich brachte...
Abby wartete, bis Rose tief genug in Gedanken versunken war, bis sie sie nicht mehr bemerkte. Ohnehin hätte es Rose wahrscheinlich nicht gestört, wenn Abby gegangen wäre. Dazu war ja die kleine Klappe am unteren Ende der Tür da, damit Abby jederzeit hinein oder hinaus konnte. Die kleine Katze sah sich kurz auf dem Gang um, dann verschwand sie Richtung der Jungenzimmer.
Nach kurzem Bereichswechsel war Alex schon vor Rose's Zimmer. Unschlüssig stand er davor. Einige der Mädchen hier hatten schon gehofft, dass er zu ihnen kommen würde. Aber nichts da... Schließlich klopfte er an. Er würde warten, bis sie ihn hereinließ. Alex wusste nicht mal, wieso er das jetzt genau tat. Es hatte ihm einfach etwas befohlen innerlich.
Gedankenverloren brauchte sie ein bisschen, bis sie überhaupt begriff, das es geklopft hatte. Wer könnte das sein? Sie stand auf und ging zur Tür. Hatte Serena sie verpfiffen? Sie wusste, das Serena das nur zu ihrem Schutz tun würde, doch trotzdem wäre sie wohl ziemlich wütend auf die KI. Sie zögerte kurz, dann öffnete sie die Tür. Es war Alex. Was wollte er denn jetzt hier? Unschlüssig hielt sie ihm die Tür auf. "Willst du rein kommen?" fragte sie, immer noch etwas verwirrt.
Es hatte gedauert, bis sie ihm die Tür öffnete. Auf ihre Frage hin nickte er. Auch wenn er nicht wusste, wieso er rein wollte. Hauptsache, er war bei ihr... Also trat er etwas vorsichtig ein, wonach Rose die Tür wieder schloss. Alex wusste nicht, ob sie die Tür auch verschloss, ihm war es aber egal. Er drehte sich zu ihr. "Entschuldige meine Reaktion vorhin..." murmelte er zuerst. "Abby hat mich geschickt dazu gebracht, in die Situation zu gelangen..." erklärte er ihr sogleich weiter. "...Aber ich freu' mich irgendwie darüber..." So, jetzt war es raus. Damit hatte er praktisch seine Liebe gestanden. Kaum zu glauben, sofort hatte er sich in sie verliebt. Ohne es zu merken.
Abby hatte ihn dazu gebracht? Das war doch jetzt eine Faule Ausrede oder? Na ja, ihr sollte es egal sein. "Ich glaub..." murmelte sie und sah dabei zu Boden, "das ich Abgehauen bin war wohl auch nicht richtig." Sie hatte nicht einmal gewusst, ob er den Weg zurück zur Akademie kannte! Er hätte sich sonstwohin verirren können und bis die Suchtruppen überhaupt erstmal unterwegs gewesen wären, hätte sonst was passieren können... Sie schämte sich dafür, das sie einfach gegangen war. Doch sie wusste nicht, wie sie das jetzt wieder gut machen sollte.
Alex sah sie an. Sie schien das zu bedrücken. Hmpf... Er hatte nicht umsonst Überlebenstraining und sonst was. Zudem hatte er sich den Weg ja gemerkt. Er schob zwei Finger unter ihr Kinn und drückte ihr Gesicht sanft wieder hoch, dass sie ihn ansah. Leicht lächelte er sie an. "Es ist ja nichts passiert. Ich kann mir schon für etwas mehr als eine Stunde merken, von wo ich herkam." Er versuchte, etwas zu scherzen. Hoffentlich nahm sie das auch so locker auf wie er. Er sah ihr in die Augen. Gerne würde er sie jetzt nochmal küssen... Aber er traute sich nicht. Dafür war vielleicht die Situation etwas unpassend...
Sie sah ihn an. Stimmt, doch obwohl er das in Überlebenstraining gelernt hatte, fühlte sie sich trotzdem schuldig. Sie sah in seine Augen. Seine wunderschönen Augen... Beinahe hätte sie sich darin verloren. Langsam näherte sie sich ihm. Zuerst etwas unschlüssig, ob er vielleicht wieder zurück schrecken würde... Es wäre möglich, aber wie hieß es doch? No Risk, No Fun, oder, wer nicht wagt der nicht gewinnt... whatever. Sie küsste ihn erneut.
Nun küsste sie ihn. Diesmal sollte seine Reaktion völlig anders sein. Alex erwiderte ihren Kuss. Es fühlte sich so gut an. Nach dem Kuss lächelte er sie an. Er liebte sie definitiv. "Wunderbar..." meinte er. Sie war wunderbar, der Kuss war wunderbar. Die ganze Situation war wunderbar. Noch immer sah er ihr in die Augen, ehe er sie ebenfalls erneut küsste. Er wollte ihr zeigen, was er auch für sie empfand. Nicht, dass sie glaubte, das er immer so reagierte wie im Wald, wenn er sie küsste.
Wie schnell sich Meinungen doch ändern konnten, was? Nun, sie war die Letzte, die sich über diesen Umstand beschweren würde. Sie umarmte den verdammten Kerl, nicht bereit ihn vorerst wieder los zu lassen. Er war ein ganzes Stück größer als sie, aber das störte sie nicht gerade. Besser so als umgekehrt, oder? Nun, sie hätte nicht damit gerechnet, wie schnell so etwas passieren konnte. Heute Mittag hatte sie noch nichtsahnend an einem Schießstand gelegen und Puppen abgeschossen und jetzt...
Alex ließ sich umarmen. Dazu erwiderte er eben jene. Auch nicht bereit, sie loszulassen so schnell. Das war einfach wunderbar. "Kaum zu glauben, wie schnell das passieren kann, was?" lächelte er. Niemals hätte er gedacht, dass soetwas geschehen könnte. Aber es freute ihn. Manchmal hatte eben auch er Glück, wenn er mal nicht bei einem seiner vielen Streiche erwischt wurde, weil seine Freunde zu stümperhaft waren. Alex war quasi fast ein Dauerbesucher beim Nachsitzen. Zwar war er relativ gut in der Schule, aber er musste den Lehrern ja auch das Leben schwer machen.
Er hatte ihre Gedanken erraten, was? Sie nickte nur kurz. "Wenn man mir heute Mittag erzählt hätte, das ich mich verlieben würde, noch vor dem Abend hätte ich gelacht, aber es niemals geglaubt... und nun, tja, jetzt hab ich das genau das Abbekommen." kicherte sie. Aber es war sowieso keine Strafe, mehr ein Segen, oder? Abby huschte durch die kleine Türklappe und sah sich in dem Raum um. Sah so aus, als hätte der Junge doch begriffen, worum es hier ging! Zufrieden sprang sie auf den Tisch und machte es sich dort gemütlich.
Bei Alex wäre wohl in etwa dasselbe gewesen. Auch er hätte es niemals geglaubt. Das tat aber nichts mehr zur Sache. Es war passiert, worüber er glücklich war. "Solange du dich darüber freust, ist ja gut." grinste er. Kurz warf er einen Blick zu Abby. Diese kleine Intrigantin... Aber durch sie war das hier geschehen. Wieder konzentrierte er sich auf Rose. Er sah zu ihr herunter. Er war viel größer als sie. Im Vergleich war sie wohl ein Zwerg. Aber Größe tat ja nichts zur Sache.
"Mehr als du glaubst." antwortete sie. Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust und schloss die Augen. Er.. sie... das ganze gelang ihr überhaupt nicht in Worte gefasst zu werden! Sie hätte nicht gewusst, wie sie das ganze hier hätte beschreiben sollen. Gab es eine Steigerung von Wunderbar? Göttlich vielleicht? Wer weis... Abby inzwischen hatte damit begonnen, ihr Fell zu putzen. Die kleine Katze lies sich nicht anmerken, das sie mehr war, als es nur den Anschein hatte. Rose sollte das ruhig weiter glauben, das war definitiv in Ordnung so. Das mit Alex war eher so eine Art... naja, sie hatte ja nur ein bisschen nachgeholfen.
Sanft strich er ihr kurz durch die Haare. So wie sie schloss er ebenfalls seine Augen. Einfach zusammen sein und nichts tun. Das gefiel ihm ebenfalls. Jetzt sogar mehr als alles andere. Ehe sich die beiden versahen, war schon etwas, oder auch mehr, Zeit vergangen. Vielleicht eine Stunde oder zwei. Zumindest war es nachmittags. Draußen konnte man einige Mädchen hören, die auf dem Weg zu ihrem Zimmer umher lärmten. Drüben bei den Jungs war es in etwa dasselbe. Nur mit tieferen Stimmen. Und andere Themen. Die ganze Zeit über hatte Alex sich wach gehalten. Langsam öffnete er seine Augen wieder und sah zu Rose hinab. Gute Frage: Schlief sie vielleicht?
Rose hatte es noch nie fertig gebracht, im Stehen einzuschlafen, so auch diesmal nicht. Zum Glück, sonst wären sie hier wohl noch etwas länger geschlafen. Nach einiger Zeit öffnete auch sie ihre Augen wieder. Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Eine Stunde sogar? Oder noch mehr? Sie hatte sich die Uhrzeit gar nicht gemerkt... Sie sah zu ihm hoch. Dann küsste sie ihn nochmal, bevor er dazu kam, irgendetwas zu sagen.
Gerade wollte er etwas sagen, aber sie küsste ihn schon. Dadurch hatte er leider seine Worte vergessen. Egal. Alex erwiderte ihren Kuss innig. Wieder lächelte er sie an, als die beiden den Kuss schließlich lösten. Das hier war besser als alles, was ihm hätte passieren können. Jap, definitiv. "Hast du vielleicht Lust, irgendwas zu machen?" fragte er nach. Auch wenn das hier schon perfekt war, was zusammen zu unternehmen war es ebenfalls.
"Hmmm... schwebt dir da irgendetwas bestimmte durch den Kopf?" fragte sie ihn. Vielleicht irgendetwas... nein irgendwie fiel ihr nichts ein. Nach lernen war ihr gerade nicht besonders, dazu war der Tag zu schön und sonst? Was gab es sonst noch? Gute Frage wie es aussah... Die kleine Abby inzwischen war fertig mit ihrem Fellputz. Sie sprang vom Tisch auf und hinunter auf den Boden. Ohne sich noch groß um die beiden zu kümmern, ihre Arbeit hier war ja offenbar erledigt, verschwand sie durch die Katzenklappe wieder nach draußen.
"Vielleicht einfach etwas umher gehen?" fragte er nun sie. Man könnte ja sonst noch irgendwo auf ein Trainingsfeld oder sowas hingehen. Aber das wäre ja nicht so schön. Alex wollte einfach etwas mit ihr an die frische Luft. In die Sonne. Hauptsache draußen und mit ihr zusammen. Im Grunde war es ihm da egal, wo genau sie draußen waren. Es würde ihnen schon was einfallen. "Wenn nicht... Ich bin sicher, an so einer Akademie findet man schon etwas, dass wir zusammen machen könnten." lächelte er nun. Jeap, definitiv.
Nach draußen? Das war doch schon einmal ein Anfang oder? Sie löste sich von der Umarmung und nickte kurz. "Mal sehen, was sich draußen finden lässt." antwortete sie. Sie nahm seine Hand und die beiden gingen aus ihrem Zimmer. Das einige Mädchen ihr verdammt komisch hinterher sahen, störte sie gar nicht. Die waren sowieso alle Zicken oder Neiderinnen, was solltes? Sie steuerte mit Alex durch die Akademie bis zum großen Gelände.
Sie kam in ihr Zimmer und lies die Tür ins Schloss fallen. Jedoch sperrte sie nicht ab, das war ihr egal. Wütend versank sie in ihrem Stuhl und schaltete den Fernseher an. Ohne Überhaupt eine genaue Vorstellung von dem zu haben, was sie sehen wollte, zappte sie ohne Lust oder besondere Erwartungen durch die Kanäle. Sie verweilte auf jedem ein paar Sekunden, bevor sie weiterschaltete. Nicht einmal, das sie irgendwann wieder von vorne anfing interessierte sie.
Irgendwann, sie wusste gar nicht, wie lange sie durch die Kanäle gezappt hatte, stand sie auf. Das ganze wurde ihr zu langweilig. Allerdings hatte sie auch keine Lust, irgendetwas anderes zu tun. Sie öffnete die Tür und ging hinaus auf die Gänge. Ohne irgendein bestimmtes Ziel machte sie sich auf den Weg durch die Akademie. Ihre Füße trugen sie schon dort hin, wo sie hin wollte.
Sie kam in ihr Zimmer und schloss als erstes hinter sich ab. Sie mochte es nicht, wenn jemand herein platzte, während sie gerade am Duschen war. Dann zog sie ihre schlammverkrustete Kleidung aus und warf sie ins Waschbecken. Sie würde sie später zu Serena bringen. Als erstes gönnte sie sich eine warme Dusche. Als das erledigt war, suchte sie sich erstmal passende Freizeitkleidung aus ihrem Schrank, was bei Mädchen... wie eigentlich öfters, etwas länger dauerte. Als sie zufrieden war, machte sie sich schließlich auf den Weg zur Kantine.
Sie betraten das Zimmer und Rose schloss vorsorglich einmal hinter ihnen ab. Sie brauchte niemanden, der sie dabei beobachtete, wie sie das ganze Zeug aus ihrem Zimmer hervorholte. Sie holte einen Schädel eines alten Simulators aus dem Schrank. Da waren einige nützliche Kabel und eine Zeituhr enthalten. Vielleicht lies sich damit was anstellen. Sie drückte es Alex in die Hand. Dann verschwand sie kurz im Bad und kehrte mit einigen Impulsbatterien zurück. Die sonderten, wenn sie eingebaut waren, starke Stromimpulse auf Zeitsignal ab. Auch das drückte sie Alex in die Arme. Als letztes kamen noch ein paar andere kleinere Teile zusammen, unter anderem eine alte Fernzündung... sie wusste gar nicht mehr, wo sie die her hatte, egal.